Hackathon als Marketing-Instrument


Faktenlage

Unter dem Motto "Enhance Your Student Life" findet vom 07.12-09.12.2018 ein Hackathon in den Räumen des Schulungszentrums der Robotron Datenbank-Software GmbH statt. Das ganze wird von Microsoft und Red Bull gesponsort. Es gibt Catering, "eine Programmierumgebung, Azure Credits in der Cloud und eine Kollaborations-Plattform" (Zitat von der Anmeldeseite). (Update: Verschoben auf den 05. bis 07. April 2019)

Bewertung aus Sicht der FSFW

Warum ist das jetzt für uns relevant? Weil wir über persönliche Kontakte davon erfahren haben, dass der Hackathon stattfindet und das Multiplikator*innen zum Weitertragen dieser Informationen gesucht werden. Jetzt könnten wir eine der beiden einfachen Varianten wählen und entweder a) mit dem Verweis auf den über Jahre erworbenen Ruf von Microsoft in der Freien-Software-Szene das Event publizistisch ignorieren oder b) den Veranstaltungshinweis unkritisch weitergeben. Stattdessen nehmen wir es als Anlass, mal etwas genauer hinzuschauen.

So ein Hackathon inkl. Räumen, Betreuung, Catering, Preisen, Orga etc. kostet eine ganze Menge Geld. Bei allen drei Hosting-Akteuren (Wirtschaftsunternehmen) kann man von kommerziellem bzw. geschäftlichem Eigeninteresse ausgehen. Im Detail könnte die Motivationslage folgende sein:

Aus der jeweiligen Innensicht verständliche Interessen. In wie weit diese kompatibel mit einer erstrebenswerten gesellschaftlichen Entwicklung sind, obliegt der individuellen Einschätzung. Ein paar subjektiv ausgewählte Informationen zu den sonstigen Aktivitäten der Unternehmen können aber vielleicht nicht schaden:

Fazit

Von dem latent nach Weltverbesserung klingenden Titel "Enhance Your Student Life" sollte man sich nicht täuschen lassen, das ganze ist primär ein Marketing-Event. Es zeigt, dass die üppigen Marketing-Budgets der Big Player kreativ eingesetzt werden, um positiv konnotierte Aufmerksamkeit zu erhalten, die dann versucht wird in Unternehmerischen Erfolg zu verwandeln.

Der Freien-Software-Szene fehlen strukturbedingt die Ressourcen, um mit ähnlicher Breitenwirkung zu agieren. Maßnahmen und Vorschläge um dieses Ressourcenproblem anzugehen, haben wir in früheren Blog-Beiträgen behandelt:

Begrüßenswert wäre aus unserer Sicht ein Hackathon (gerne bei Robotron), bei dem die Teilnehmenden nicht auf Tools und Plattformen festgelegt sind und der sich explizit auf Freie Software bezieht. Ob Microsoft dafür noch als Hauptsponsor (z. B. fürs Catering) zur Verfügung steht, ist fraglich aber angesichts der Mitgliedschaft in der Linux Foundation und im Open Invention Network durchaus im Bereich des Möglichen. Ansonsten findet sich sicher auch ein anderer Sponsor - dann gibt es eben keine X-Box zu gewinnen, sondern z. B. eine VM.